Spielkreis Theater Matthiaskirche e.V.
























2014      Pension Schöller          

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...ein paar Bilder aus dieser Spielzeit.

Pension Schöller - von W. Jacoby und C. Laufs 
(c) TT

Premiere: 7. Februar 2014

D as ist ein Riesenspaß für den Gutsbesitzer Ernst Klapproth, der für einige tolle Tage aus seinem verschla- fenen Nest in Brandenburg ins muntere Berlin gereist ist. Seinem Neffen Alfred, der mal wieder knapp bei Kasse ist, verspricht er eine großzügige Unterstützung. Die Bedingung lautet, dass ihm Alfred die Möglichkeit verschafft, sich eine echte Irrenanstalt von innen anzusehen und sich bei den Insassen köstlich zu amüsieren. Alfred in seiner Not schafft ihn stattdessen in die Pension Schöller und hofft, dass sein Onkel darauf hereinfällt. Und das Unglaubliche geschieht wirklich. Klapproth trifft auf so schräge Gestalten, dass er sie tatsächlich allesamt für irre hält.

Nur gut, dass er sich nach diesen anstrengenden Begegnungen wieder in aller Ruhe auf seinen Gutshof zurückziehen kann! Doch da klopft jemand an die Tür...


Pension Schöller - Mitwirkende 
Pension Schöller - Hannoversche Allgemeine Zeitung 


'Pension Schöller' in Hannover-Groß-Buchholz
Im 1864 gebauten 'Neuen Wallner-Theater' in Berlin wurden Possen gegeben, Paul Lincke war hier Kapellmeister, Theodor Herzl, der Wegbereiter des modernen Judenstaates zeigte hier 1888 sein Lustspiel 'Seine Hoheit' und am 7. Oktober 1890 kam das Lustspiel 'Pension Schöner' heraus.
Seit dem Tage ist das Stück ein Renner, man hat es im Repertoire, Schauspieler, im Bereich der Unterhaltung haben sich in der einen oder anderen Rolle des Werkes von Wilhelm Jacoby und Carl Laufs, beides Mitglieder des Mainzer Karneval Vereins, profiliert.
Zusammen verfassten sie Lustspiele, wobei Jakoby weniger zum Text beitrug, aber von Laufs an den Einspielergebnissen zur Hälfte beteiligt wurde. Der Sohn des Wilhelm Jacoby war der in Deutschland vor und nach dem Zweiten Weltkrieg populäre Regisseur - Georg Jacoby - der mit seiner zweiten Frau - Marika Rökk - sehr erfolgreiche Filme produzierte.

Der Spielkreis Theater an der Matthiaskirche zeigte nun - nach dem Kleist'schen 'Krug' und dem 'Besuch der alten Dame' - die 'Pension Schöller' - und das mit großem Erfolg. Die Vorstellungen ausverkauft, das Publikum juchzt vor Vergnügen und ist verständlicherweise begeistert über die Leistung der Mitwirkenden. Dass es sich um Nicht-Profis, sondern um Darsteller aus dem Volk handelt, führt zu jährlichen sehenswerten Produktionen. Seit 37 Jahren wird 'Theater gemacht' - vom 'Jedermann' über 'Hexenjagd', 'Antigone', 'Was ihr wollt', 'Die Physiker' bis zu anderen Werke der Schauspielliteratur reicht das Repertoire.

Es ist nicht nur eine enorme Gedächtnisleistung, die den Darstellern abverlangt wird, sondern auch ein dem Stück entsprechendes Spiel in einer vorgegebenen Choreographie. Dass hier der Typ auf die Rolle bezogen wird, ist klar - man wird nicht wie in subventionierten Theatern üblich 'gegen den Typ' besetzen (die 'Erfolge' dieser Fehlbesetzungen zeigen sich allenthalben), sondern spielt die Fähigkeiten, die Eigenarten, das Aussehen und füllt damit die Rollen.

Pension Schöller - Umbau für die nächste Szene 
Pension Schöller - Umbau für die nächste Szene
Ob nun der sprachfehlerbehaftete, um seine Würde kämpfende jugendliche Schauspie - n - er-Fanatiker oder der selbstbewusste Major, der Leoparden verschenkende und ein Rhinozeros in Aussicht stellende Abenteurer, der würdige Pensionsinhaber, der jugendliche Liebhaber und dessen Onkel, der über das von ihm ausgelöste Spiel aufgeregte Gutsbesitzer, der in Berlin 'die Sau raus lassen will' und die 'Irren' der Pension Schöller in seinem Gutshaus wiederfindet.
Hier, typisch für Stücke um den Zeitgenossen Georges Feydeau. Tür auf, Tür zu, raus aus dem Zimmer, rein in das Zimmer und dann in den Kleiderschrank. Und die Damen, elegant, beherzt, die Witwe Sprosser, die verkappte Vicki Baum - immer auf der Suche nach Einfällen für ihre Romane. Nicht zu vergessen: Frau und Fräulein Pfeiffer. Und allesamt in zeitgemäßen Gewändern auf ihren schlanken Leibern. Turbulenz par excellence, voll ausgespielt, dabei keine Routine, jeder hängt an den Lippen des anderen, spricht innerlich den Text mit, ist somit voll dran, an dem was der Kollege oder die Mitspielerin von sich geben. Alles fließt und hakt nicht, ist nicht eckig, sondern zeigt, dass was man nur mit dem, was man mit Begeisterung macht, überzeugen kann. Unter dem Aspekt des 'Laienspiels' geradezu atemberaubend.

Ks. Prof.
Marie-Louise Gilles



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